Die Ernte ist eingefahren und die Arbeit getan. Nur wann verkaufe ich mein Getreide? Sofort an den Landhändler oder erst im Winter oder gar nächsten Frühling? Welchem Risiko setze ich mich aus, wenn der Getreidepreis weiter steigt oder fällt.

 

Was kann man als kleiner Landwirt tun, um vor diesen Schwankungen sicher zu sein?

Einerseits könnte man natürlich sofort nach der Ernte vermarkten, dann ist man stehts sicher vor fallenden Preisen, kann jedoch nicht von steigenden Preisen profitieren. Seit jeher gibt es daher die Lagerhaltung, also Landwirte, die einen Teil ihres Getreides über den Winter lagern und anschließend verkaufen. Für jene Landwirte, die Einlagern bieten die Future Märkte eine Möglichkeit sich abzusichern.

 

Was sind Future Märkte?

Futures werden an Börsen gehandelt, von ihnen gibt es zahlreiche auf der ganzen Welt. Zwei der prominentesten Börsen sind das Chicago Board of Trade (CBOT) und die Euronext (Matif) in Paris. Gehandelt werden im Grunde genommen nur Kaufverträge über eine genaue Menge eines Rohstoffes, in einer bestimmten Qualität. Die eine Vertragspartei ist beim auslaufen des Futures verpflichtet die Ware zu liefern die andere Partei ist verpflichtet die Ware abzunehmen. Bezahlt wird bereits zum Zeitpunkt, wenn der Vertrag geschlossen wird.

 

Long oder Short?

Als Marktteilnehmer hat man zwei Möglichkeiten entweder man geht „Long“ setzt also auf steigende Kurse oder man geht „Short“ und setzt somit auf fallende Kurse.  Was macht jetzt Sinn für einen Landwirt, der gerade seine Weizenernte abgeschlossen hat, aber erst im Frühling verkaufen möchte? Liegt der beim Landwirt in der Halle ist der naturgemäß Long im Markt investiert, da er nach nicht verkauft, also auf steigende Kurse setzt. Wenn der Landwirt sich absichern möchte kann er im Future Market Short gehen sprich Weizen verkaufen. Der Landwirt macht das genaue Gegenteil zur seiner Position auf dem "realen" Markt. Er verpflichtet sich somit zum Auslaufdatum des Futures seinem Vertragspartner Weizen zu liefern. Im Frühling gibt es dann zwei Möglichkeiten: Entweder der Preis ist höher oder niedriger als der Preis bei Abschluss des Futures.

Ist der Preis niedriger hat der Landwirt mit dem Future „Gewinn“ gemacht. Nehmen wir an: Der Preis je Tonne Weizen ist von 220€ auf 200€ gefallen. Der Landwirt hätte durch seine Aktivitäten an der Börse 20€ je Tonne Gewinn gemacht. Jedoch hat er durch die Lagerhaltung seines Weizens auch 20 € je Tonne eingebüßt unterm Strich gleichen sich Gewinne und Verluste aus und der Landwirt hat das Risiko erfolgreich verringert.

Die Kehrseite der Medaille ist, dass für den Fall, dass die Preise für Weizen weiter ansteigen sollten, auch der Gewinn durch die Lagerhaltung verloren geht. (Bsp. Weizenpreis steigt von 220€ auf 240€ die Tonne). Der Landwirt muss jetzt auch sein Getreide liefern, obwohl der es am freien Markt 20€ Teurer verkaufen könnte. Er erlöst weiterhin 220€ pro Tonne. In der Praxis ist es äußerst unüblich, dass der Weizen tatsächlich geliefert werden muss. Vielmehr kauft derjenige, der Short gegangen ist Long Positionen und die Position wird aufgelöst. Sprich die Marktteilnehmer nehmen ihre Gewinne oder Verluste aus der Börse mit und verkaufen dann ihren tatsächlichen Weizen ganz normal zum Marktpreis.

 

Hier geht zu den aktuellen Preisen für Mahlweizen der Euronext: https://live.euronext.com/de/produkt/rohstoffe-futures/EBM-DPAR/weizen-future-matif-kurse